Graf Dürckheim, 1987
Die Initiatische Therapie von Karlfried Graf Dürckheim und Maria Hippius Gräfin Dürckheim wurde Anfang der 50er Jahre begründet und in der Existentialpsychologischen Bildungs- und Begegnungsstätte, Schule für Initiatische Therapie, in Todtmoos-Rütte praktiziert.
Die Initiatische Therapie hat einen ganzheitlichen Ansatz und sieht den Menschen als körperlich-seelisch-geistige Einheit. Sie basiert auf der Tiefenpsychologie nach C.G. Jung und Erich Neumann, der westlichen und östlichen Mystik, sowie den meditativen Übungswegen des Zen.
Die Initiatische Therapie nimmt den Menschen in seiner Suche nach dem Sinn seiner menschlichen Existenz ernst und betrachtet den Begriff der Seele „…nicht als Gegenstand frommen Glaubens, sondern als eine ernst zu nehmende Realität, die Realität seiner Innerlichkeit.“ (Graf Dürckheim).
Das Wort Initiation kommt von „initiare“, das heißt den Weg öffnen zu geheimen Tiefen. Dieses Geheime ist nach Dürckheim der Mensch selbst in seinem innersten Kern, in seinem Wesen, seiner transzendenten Wirklichkeit.
Maria Hippius
Gräfin Dürckheim, 1990
Krisen, Einbrüche oder Wendezeiten fordern den Menschen auf, sich dieser unbekannten Tiefendimension zu öffnen. Die Initiatische Therapie meint immer zugleich Initiation und Individuation. Die Arbeitsweise der Initiatische Therapie ist neben des wegbegleitenden Gesprächs auch immer Arbeit mit einem Medium wie dem geführten Zeichnen, der personalen Leibarbeit oder der Arbeit am Tonfeld. Dieses nicht-rationale Tun führt über eine verfeinerte Wahrnehmung, absichtsloses, nach innen spüren- und lauschendes Tun, in den Kontakt mit tiefen Wirk- und Werdekräften in unserem Inneren.
Ergänzende Texte aus:
Karlfried Graf Dürckheim,
Übung des Leibes, 1981, LURZ Verlag, 2.Auflage, München „Alle Therapie will den Menschen vom Leiden befreien. Es gibt zweierlei Leiden: das Leiden an einer Funktionsuntüchtigkeit gegenüber der Welt und das Leiden am Nicht-eins-sein-können mit sich selbst, das heißt nicht ganz der sein können, der man eigentlich ist. Beim ersten Leiden fehlt einem etwas, um den Forderungen oder den Einladungen der Welt richtig zu antworten. Es fehlt einem etwas im Hinblick auf das, was man hat, weiß oder kann. Beim Zweiten dagegen fehlt einem etwas im Hinblick auf den, der man ist. Je nachdem nun, ob es beim Leiden und Heilenwollen um den in der Welt Erfüllung suchenden Menschen oder um den auf Selbstverwirklichung gerichteten Menschen geht, sind die Heilweisensowohl durch ein anderes Ziel als auch durch andere Methoden voneinander unterschieden: den zwei Weisen zu leiden entsprechen auch zwei Formen der Therapie. Die eine ist die pragmatische Therapie, die bisher fast unumstritten das Feld beherrschte. Die andere ist die initiatische Therapie. ... Initiatisch kommt von initiare = das Tor zum Geheimen öffnen. Das Geheime ist der Mensch selbst in seinem Kern, in seinem Wesen. Unter dem wesen verstehen wir die individuelle Weise, in ein überweltliches Sein im Menschen anwesend ist und in ihm und durch ihn sich manifestieren möchte in der Welt. Dies zu können ist der Grunddrang, die Verheißung und der Grundauftrag des Menschen. Von seiner Erfüllung hängt letztlich sein wahres Glück und sein wahres Heilsein ab.“ (S. 40 / 41)
„Die beiden Leiden entsprechen den beiden Grundaufträgen des Menschen: Der eine heißt, der Welt in der rechten Weise zu begegnen, sich ihr anzupassen und sich in ihr durchzusetzen, sie zu meistern und sie zu gestalten als objektives Werk und als Gemeinschaft. Der andere Auftrag verlangt, nach innen zu gehen und in der Innerlichkeit zu reifen auf dem Einweihungsweg der Seele, zur Verwirklichung des wahren Selbstes. …
Die Ganzheit des Mensch-Sein-Könnens fordert die Integration dieser beiden Pole.“ (S. 42)
Bilder sind die Sprache der Seele. Sie helfen uns einen vertiefenden und verständnisvollen Umgang mit uns selbst im Prozess der Selbstfindung und Selbstwerdung zu finden.
Wir erleben die Kostbarkeit des Augenblicks – erfahren uns in tiefer Lebendigkeit